Zum ersten Mal auf die internationale Bühne: Der Deutsche Meister im Blinden- und Sehbehindertentennis Tobias Nitschmann ist gespannt, etwas aufgeregt, „aber das Gefühl der Vorfreude dominiert“. Am Samstag um 9.55 Uhr geht der Flieger nach Venedig, und dann ins Spielerhotel nach Bibione.

Trainingsvorbereitung in Langenburg

Nun nutzt er die verbleibenden Tage, um sich mit den rasselnden Schaumstoffbällen bestmöglich auf die Weltmeisterschaft im Tennis für Blinde und Sehbehinderte vorzubereiten. „Auch wenn ich beruflich gerade sehr eingespannt bin“, wie der 37-Jährige sagt. In den letzten Wochen hat er einige Trainings mehr auf der Anlage des TC Jagst Langenburg hinter sich – allerdings ausschließlich mit Menschen mit gutem Augenlicht, wie sein Bruder Dominik, und seine Trainerin Ekaterina Strauß. „Ich habe außerdem noch bei zwei Turnieren hier in Deutschland mitgespielt“, erzählt Nitschmann.

Einige seiner Gegner von dort wird er auch in Bibione treffen. Neun Spielerinnen und Spieler der Deutschen treten in verschiedenen Kategorien an: B1 für Spieler mit nahezu keiner Sehkraft, B2 für Menschen mit geringem Sehrest, B3 für Personen mit etwas mehr Sehrest und B4 für solche mit noch mehr Sehrest. Dazu gehört auch Charlotte Schwagmeier aus Löhne in Nordrhein-Westfalen, die in der Kategorie B3 mehrfach Weltmeisterin ist.

Turnier-Kategorie noch unklar

Ob Nitschmann allerdings tatsächlich, wie in Deutschland, in der Kategorie B3 antritt, ist noch nicht ganz sicher: „Wir Spieler werden am Montag in Bibione klassifiziert und dann ist erst klar, in welcher Kategorie wir antreten.“ Ein Team-Kollege sei bei einem Turnier in Polen nun in B3 eingestuft worden, obwohl er in Deutschland immer B2 gespielt hat, berichtet Nitschmann. „Weil das schon eine internationale Klassifizierung war, gilt die auch für die Weltmeisterschaft. Das ist natürlich bitter für ihn.“ Das Vorgehen werde auch von den Spielern kritisert. Denn so hat keiner im Vorhinein Sicherheit, gegen wen er antreten wird.

Egal, ob er ab Montag dann in der Klasse B2 oder B3 antreten wird: Nitschmann hat bisher keine der internationalen Gegner kennen gelernt. Eines hat er aber vom Hörensagen mitbekommen: „Vor den Australiern muss man sich in Acht nehmen.“ Dort sei der Verband viel professioneller aufgestellt.

Sponsoren und Verbände unterstützen Tobias

Nach Italien reist Nitschmann mit etwas Rückenwind. Über den TC Jagst hat er Sponsoren bekommen: Die Logos vom Ingenieurbüro Joachim Weigel, Highland-Cattle vom Michelbach und Sperber Heizung und Solar aus Langenburg trägt er auf seinen Shirts in Italien. Auch der Württembergische Tennisbund und der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband unterstützen ihn finanziell und mit Ausrüstung. Das Abschlusstraining absolviert Tobias Nitschmann dann mit seinem Bruder Dominik, in der Nähe von Stuttgart. Gemeinsam wollen sie noch etwas Ablenkung schaffen, bei ihrem Herzensverein, dem VfB Stuttgart, der ebenso in dieser Woche den Schritt auf die internationale Bühne macht. Und dann geht es los: „Ich weiß, dass ich eine Außenseiterrolle spiele“, sagt Nitschmann – die Einstellung passt aber trotzdem: „Ich spiele mein Spiel und versuche, das beste herauszuholen.“